Ein neuer Stern am Oldtimerhimmel
Sind wirklich schon wieder 30 Jahre rum? Naja, fast. Im September 1987 debütierte der Alfa Romeo 164, zunächst allerdings in Italien. Bis zum Marktstart in Deutschland sollte noch ein weiteres Jahr vergehen. Begründet wurde die Verzögerung damit, dass zunächst typische Kinderkrankheiten eines neuen Modells ausgetrieben werden sollten, bevor der Alfa auch nördlich der Alpen reüssieren sollte.
Für wahre Alfisti grenzte der 164 seinerzeit an ein Sakrileg. Eine Mittelklasselimousine mit Frontantrieb sollte die fahraktiven Vorgänger Alfa 6 und Alfa 90 (beide mit Standardantrieb, beim 90er sogar in Transaxle-Bauweise) beerben. Zudem stand der 164 auf der gemeinsam mit dem Saab 9000, Fiat Chroma und Lancia Thema entwickelten Tipo-4-Plattform. Deren Wagen gingen allerdings bereits zwei Jahre früher in den Verkauf. Traditionalisten mussten tapfer sein.
Die typischen Alfa-Gene
Trotzdem war das Meiste am 164 richtig. Leistung, geringes Gewicht und ein überaus agiles Fahrwerk sorgten für Fahrleistungen, die denen der deutschen Premiumlimousinen mindestens ebenbürtig waren. Beim Klang dagegen - besonders beim V6 - fuhr der 164 in einer eigenen Welt. Alfa-typisch innovative Technik wie TwinSpark bei den Zwei- und Dreiliter-Alumotoren sorgte für Raffinesse. Zu Beginn der 1990er Jahre sorgte Turbotechnik bei den Benzinern für Leistungen oberhalb von 200 PS, Allradantrieb wurde ebenfalls angeboten.
Wer noch nicht hat, sollte sich sputen
Zwischen 1987 und 1997 wurde der 164 rund 270.000-mal gebaut. Aber bei weitem nicht alle haben die Zeit seitdem gut überstanden. Die werksseitige Konservierung ist nicht der Hauptgrund dafür, die ersten Baujahre waren teilverzinkt. Anfälliger sind dagegen die Elektronikbauteile: Schalter, Lämpchen und sonstige Komfortelektrik sollten funktionstüchtig sein, sonst kann eine Fehlersuche recht aufwändig werden. Es ist durchaus legitim einen weniger geeigneten
Alfa Romeo zu verkaufen, um nach einem passenden 164 zu suchen. Die 2-Liter-TwinSpark-Benziner stehen an der Schwelle zur möglichen Oldtimerzulassung. Gleiches gilt für den 3.0 V6, der durch seine verchromten Ansaugrohre nicht nur die Ohren, sondern auch die Augen verwöhnt. Wer schon eines der frühen Modelle besitzt, kann sich auf eine baldige Wertsteigerung freuen.
Wenn man noch auf der Suche nach einem 164 ist, um auf dieser Welle mitzuschwimmen, kann auch nach einem Wagen nach der ersten Überarbeitung von Juli 1990 (Maquilage 90) Ausschau halten. Hier wurden vor allem durch eine Anpassung der Position des Motors die Antriebseinflüsse in der Lenkung spürbar reduziert. Gleichzeitig waren nun alle 164er vollverzinkt. Im Herbst 1992 folgte eine weitere Modellpflege, ab da hießen die Wagen 164 Super. Neben steiferer Karosserie und optischen Änderungen zog teils auch die Vierventiltechnik in den großen Alfa ein. In jedem Fall wird aus einem gepflegten 164er Youngtimer ein respektabler Oldtimer, der nicht in die Garage, sondern auf die Straße gehört. Denn dort zaubert er seinem Besitzer am ehesten ein Lächeln ins Gesicht.